Kluge Menschen sagen: Glück ist die innere Verfassung eines Menschen, der recht handelt und dadurch zufrieden ist. Dazu kommen zwei äußere Bedingungen: Es braucht Freunde, die das Glück mit einem teilen, und eine Gesellschaft, die ein würdiges Zusammenleben freier Menschen gewährleistet. Statt ihr Leben in enger Gemeinschaft mit anderen zu führen, ziehen manche den Rückzug in die Innerlichkeit vor man spinnt sich ein, um glücklich zu werden. "Cocooning" ist das Trendwort dafür. Aber völlig losgelöst von der Erde bedeutet das Leben genauso wenig pures Glück wie dann, wenn man nur in der Erfüllung seiner Pflichten aufgeht.
Glücklich ist deshalb, wer trauern und sich den eigenen Gefühlen überlassen kann, auch denen des Schmerzes; wer die Unfähigkeit zu trauern und den Zwang zu ewig grinsender Tüchtigkeit überwindet. Wer zu weinen lernt über eigenes und fremdes Leid, der entwickelt Sensibilität für das, was Menschen bedroht, gefährdet und zerstört. Glücklich sind die, die Gespür für andere haben. Glücklich auch, die bescheiden und voller Respekt anderen begegnen, statt sie mit Worten herabzusetzen oder sie gar mit Gewalt aus dem Weg zu räumen suchen. Glücklich, wer leben lassen und sich an dem freuen kann, was Gott geschaffen hat. Glücklich wird, wer sich und damit auch andere sein lassen kann.